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Freiburg: TelefonSeelsorge auch schriftlich gefragt
20 Jahre Online-Beratung – Seelsorger feiern Jubiläum mit Fachtag

Freiburg (io). „Mir Hilfe über eine eMail zu suchen ist für mich ein großer Schritt. Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden soll…“. So oder ähnlich beginnen seit zwanzig Jahren Mails an die Onlineberatung der TelefonSeelsorge Deutschland. Diese Online-Beratung hat die TelefonSeelsorge als erste Organisation im deutschsprachigen Raum angeboten. Die Chatberatung gibt es Bundesweit seit zehn Jahren. In Freiburg hat bietet die TelefonSeelsorge (TS) eine Online-Beratung in einem geschützten Chatraum seit 2008 an und ist im bundesweiten Netzwerk integriert. Zwei Jahrzehnte Onlineberatung - das wird jetzt gefeiert: mit einem Jubiläumsfachtag für Mitarbeitende im süddeutschen Raum, der am 26. September in Stuttgart stattfindet. Hier werden auch die Freiburger und die Offenburger TS vertreten sein.

Eine schriftliche Beratung durch die TelefonSeelsorge – das klingt zunächst paradox. Doch die Praxis zeigt, dass die Beratungsangebote über Telefon (0800 111 0111), Chat und Mail nicht in Konkurrenz zueinander stehen. Die Online-Beratung (www.telefonseelsorge.de) bietet für manche Ratsuchenden Vorteile: Die Schwelle, etwas zu schreiben statt darüber zu reden, ist niedrig; Probleme können zu jeder Tages- und Nachtzeit übermittelt werden. Niederzuschreiben, welche Probleme man hat, hilft nicht selten, die eigene Situation besser zu verstehen. Dass alle, die Rat und Begleitung in seelischer Not suchen, anonym bleiben, ist so selbstverständlich wie bei einem Anruf.

Die Nachfrage in diesem Bereich ist hoch: in Freiburg waren es 2014 über 500 Beratungen im Chat. Deutschlandweit haben im Jahr 2014 insgesamt 6.011 Ratsuchende 25.569 Mails an die TelefonSeelsorge geschickt. 9100 Männer und Frauen haben sich per Chat beraten lassen wollen. Allein. Für die Chatberatung melden sich Ratsuchende für ein bestimmtes Zeitfenster und bekommen dann einen Berater zugeteilt (www.telefonseelsorge.de). Mit ihm unterhalten sie sich in dieser Zeit schriftlich: geschützt, einmalig und zeitbegrenzt. Die Rückmeldungen zeigen, dass die Ratsuchenden es als positiv erleben, dass es diesen festen Rahmen gibt und der Berater ihnen sofort antwortet. Dadurch kommt ihre Krise schnell und deutlich ans Licht. Häufige Themen sind Gewalt, Ängste und Selbstverletzung.

Gerade im Chat schreiben Ratsuchende auch offen darüber, dass sie gefährdet sind, sich selbst zu töten. 2014 kam diese Gefährdung in jedem fünften Chattermin zur Sprache. Die Ratsuchenden fühlen sich hier sicher, mit dem Tabuthema nach außen zu gehen. Sie sind erleichtert, wenn sie ihre Suizid-Gedanken, die ihnen selbst Angst machen, jemandem mitteilen können. Die Telefonseelsorger und -seelsorgerinnen können dann klar ansprechen, wie konkret diese Gedanken sind – denn Suizid-Absichten zu haben heißt nicht zwangsläufig, wirklich sterben zu wollen. Die Ratsuchenden sind froh, mit den Seelsorgern zusammen einen Notfallplan zu erstellen. Damit wissen sie, wie sie sich künftig vor ihren eigenen Gedanken schützen können.
Voraussetzung für eine Zulassung zur Ausbildung als ChatberaterIn ist eine einjährige Ausbildung als TelefonseelsorgerIn, sowie eine mindestens einjährige Praxis als BeraterIn am Telefon.

Isabel Overmans, die stellvertretende Leiterin der Freiburger TS erwartet, dass die Online-Beratung per Mail und Chat künftig stärker nachgefragt wird: „Nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen sind inzwischen häufiger online unterwegs“, erklärt sie. Und sie ist überzeugt: „Wer in einer Krisensituation ist, nutzt die Medien, die er auch sonst verwendet.“
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Eintrag vom: 17.09.2015  




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