Reiss-Engelhorn-Museen, Universität Heidelberg und Vatikan bereiten große kulturhistorische Sonderausstellung vor
Rund 120 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland kamen letzte Woche zu einer Tagung nach Mannheim. Die Experten aus verschiedenen Fachrichtungen diskutierten wichtige Fragen rund um die Entwicklung und die Stellung des Papsttums und legten damit das wissenschaftliche Fundament für eine geplante Sonderausstellung. Die Präsentation „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ ist 2017 zu sehen. Die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen bereiten das Projekt gemeinsam mit der Universität Heidelberg und dem Vatikan vor. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten die Kooperationspartner das Vorhaben jetzt erstmals öffentlich vor.
Prof. Dr. Alfried Wieczorek, Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, betonte die Einzigartigkeit des Projekts: „Es ist das erste Mal, dass sich eine Ausstellung der faszinierenden Geschichte des Papsttums widmet. Wir betrachten die spannende Entwicklung von den Anfängen bis zur Renaissance. Noch nie zuvor wurde die Thematik in umfassender Weise gewürdigt. Es ist auch das erste Mal, dass alle vatikanischen Institutionen ein Ausstellungsprojekt so nachhaltig unterstützen. Deswegen dürfen wir uns auch auf einzigartige Exponate aus dem Vatikan freuen, die teils noch nie zuvor ausgeliehen wurden. Die enge Verbundenheit kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass die Ausstellung nicht nur bei uns in Mannheim, sondern im Anschluss auch im Vatikan gezeigt wird.“ Darüber, dass die Ausstellung nach Rom zurückstrahlt, zeigten sich auch die Gesandten des Vatikans, Msgr. Dr. Matthias Türk und Prof. Dr. Arnold Nesselrath, hoch erfreut.
Die Mannheimer Präsentation eröffnet im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017. „Dieser Zeitpunkt ist bewusst gewählt“, wie Msgr. Dr. Matthias Türk unterstrich. „Anlässlich des Jubiläums soll nicht die Trennung, sondern die Einheit der christlichen Konfessionen zum Ausdruck gebracht werden. Bevor Katholiken und Protestanten getrennte Wege gingen, verband sie 1500 Jahre gemeinsamer und prägender Geschichte“.
Die Sonderausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ lässt diese gemeinsame Geschichte Revue passieren. Sie zeigt, wie das Christentum aus jüdischen Wurzeln von einer kleinen Gemeinschaft im Osten des Römischen Reiches zu einer der großen Weltreligionen aufstieg. Das Papsttum wurde zur geistlichen und weltlichen Autorität, die nicht nur die theologische Entwicklung, sondern auch die Herausbildung des lateinischen Abendlandes prägte. Die Ausstellung beginnt mit Petrus und betrachtet die Entwicklung des Papsttums bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Die wichtigsten Phasen werden am Wirken herausragender Päpste vorgestellt.
Das Projekt entsteht unter der Leitung der Reiss-Engelhorn-Museen und der Universität Heidelberg. Sie haben dafür die gemeinsame „Forschungsstelle Geschichte und kulturelles Erbe“ ins Leben gerufen. „Diese enge Verknüpfung von Universität und Museum ist ein großer Glücksfall“, wie der Direktor der Forschungsstelle, Prof. Dr. Stefan Weinfurter, bei der Pressekonferenz klarstellte: „Es ist ein innovatives Modell, das in den Geisteswissenschaften seinesgleichen sucht.“
Der Vatikan und seine wissenschaftlichen und musealen Einrichtungen fördern das Projekt in beispielsloser Weise. Die enge Partnerschaft spiegelt sich auch in der Schirmherrschaft wider. Seine Eminenz Kurt Kardinal Koch hat diese seitens des Heiligen Stuhls übernommen. Für die Bundesrepublik Deutschland konnte Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert als Schirmherr gewonnen werden. Das Vorhaben wird in Deutschland durch das Erzbistum Freiburg und die Evangelische Landeskirche in Baden unterstützt. Führende Wissenschaftsinstitutionen in Deutschland und Italien tragen inhaltlich zum Projekt bei. Zu nennen sind hier das Pontificio Comitato di Scienze Storiche, das Deutsche Archäologische Institut (DAI), das Deutsche Historische Institut in Rom (DHI), das Römische Institut der Görresgesellschaft (RIGG), das Istituto Storico Italiano per il Medioevo (ISIME), das Kunsthistorische Institut in Florenz – Max-Planck-Institut (KIF) sowie das Historische Seminar der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Die Ausstellung ist vom 21. Mai bis 1. November 2017 in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen und von Dezember 2017 bis Frühjahr 2018 im Vatikan zu sehen. Der Vatikan und weitere namhafte Museen und Sammlungen unterstützen das Projekt durch Leihgaben. Insgesamt soll die Präsentation auf ca. 2500 Quadratmetern rund 600 Spitzenstücke vereinen, darunter kostbare Handschriften, Urkunden, Gemälde, Skulpturen, Kunsthandwerk und Textilien.
zum Bild oben:
Büste Papst Bonifaz’ VIII. (1295-1303)
Musei Vaticani
Arnolfo di Cambio
Marmor, ca. 1300
Unter Bonifaz VIII. erlangte der Anspruch der Päpste und ihre Stellung in der Welt einen Höhepunkt. In seiner Bulle „Unam Sanctam“ erklärte Bonifaz, dass es für alle Menschen „heilsnotwendig“ sei, dem Papst zu gehorchen. Als sichtbares Zeichen seines Machtanspruchs ließ Bonifaz der päpstlichen Tiara einen zweiten Kronreifen hinzufügen.
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