"Karlsruhe hilft" sammelt Spenden für Wärmestationen in angehender Partnerstadt
Getragen durch den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats hatte sich die Stadt Karlsruhe Mitte des Jahres auf die Suche nach einer ukrainischen Partnerstadt begeben und wurde in der Zentralukraine mit der innovativen und nach Europa orientierten Stadt Winnyzja rasch fündig. Zu einem ersten Treffen der beiden Oberbürgermeister kam es vergangene Woche im Vorfeld der fünften Deutsch-Ukrainischen Kommunalen Partnerschaftskonferenz in Augsburg. Hierin trat erneut und deutlich zu Tage, wie viel Potenzial die geplante Verbindung der ungefähr gleich großen Städte bietet und welche nachhaltigen Projekte in Zukunft beide Städtepartner bereichern könnten. Bis Frieden mit Russland einkehrt, werden sich diese jedoch schwerlich umsetzen lassen, denn oberstes Ziel ist es, die Menschen der beiden Städte im Austausch zusammenzuführen. Die zwischenmenschlichen Brücken, die Aktivitäten von Kulturschaffenden, Schulen und Vereinen werden warten müssen, solange Karlsruhe aus der Distanz auf den täglichen Schrecken des Krieges in der Ukraine blickt.
Russische Raketen haben Kraftwerk getroffen
Um der Partnerstadt zumindest die helfende Hand zu bieten, erkundigte sich die Stadtverwaltung nach der Lage vor Ort und dem Bedarf an Hilfsgütern in Winnyzja. Der Oberbürgermeister der Stadt, Serhii Morhunov, trug diese ausgerichtet an den jüngsten russischen Angriffen auf die ukrainische Infrastruktur sowie dem bevorstehenden Winter vor. Demnach plant die russische Föderation mutmaßlich eine systematische Zerstörung der kritischen Infrastruktur der Ukraine. Aktuell haben beispielsweise russische Raketen in der Region Winnyzja ein Kohlekraftwerk zur Warmwasser- und Stromerzeugung getroffen. Man rechnet damit, dass bei Minusgraden die Gasinfrastruktur und die Wärmeenergieerzeugung angegriffen wird. Winnyzja verfügt über ein zentrales Wärmeversorgungssystem, welches größtenteils durch Gas gespeist wird. Lediglich 25 Prozent der Energie wird durch Holz zugeführt.
Die Beheizung von privatem Wohnraum stellt die Stadtverwaltung Winnyzja daher in den kommenden Monaten vor ein großes Problem, insbesondere bezüglich der 218 Hochhäuser der Stadt, die komplett durch Fernwärme versorgt werden. Ein gewisser Anteil der Bewohnerinnen und Bewohner kann in den Kellern vor der Kälte Schutz suchen. Diese Möglichkeit will Winnyzja aber vor allem alten Menschen und Kindern offenhalten. Für die übrigen Betroffenen sollen Wärmestationen in Form von Zelten auf öffentlichen Flächen, wie Parkplätzen und in Grünanlagen bereitgestellt werden. In der Stadt Winnyzja halten sich zudem und momentan 44.000, in der Oblast 181.000 Binnenflüchtlinge auf. Darunter befinden sich 29.000 Menschen unter der Armutsgrenze, davon viele Familien. Die Stadt beherbergt 1.000 kinderreiche Familien mit mehr als fünf Kindern. Die humanitäre Hilfe wird zentral organisiert, über den städtischen Haushalt finanziert und funktioniert soweit gut. Zudem sind verschiedene internationale Hilfsorganisationen vor Ort, unter anderem das Deutsche Rote Kreuz.
Man müsse trotzdem mit Optimismus in die Zukunft sehen, betonte Oberbürgermeister Serhii Morhunov. Ohne diesen könne man weder im Leben, noch in diesem brutalen Krieg bestehen. "Die Städtepartnerschaft mit Karlsruhe unterstützt diesen Optimismus und hat große symbolische Bedeutung für die Stadt Winnyzja".
Um Spenden wird gebeten
Die Stadt Karlsruhe möchte der vorgetragenen Bitte nach doppelschichtigen Zelten und Dieselgeneratoren zur Wärmegewinnung gemeinsam mit den anderen Partnerstädten Winnyzjas nachkommen. "Diese Hilfeleistung würde große Wirkung mit sich bringen und könnte gleichmäßig oder nach Bedarf über das gesamte Stadtgebiet verteilt werden", so das Hauptamt der Stadt Karlsruhe. Um die Anschaffung der Hilfsausrüstung zu unterstützen, wird um Spenden unter dem Stichwort "Karlsruhe hilft" auf das Spendenkonto der Stadt Karlsruhe: IBAN DE10 6605 0101 0108 0777 77, BIC KARSDE66XXX (Sparkasse Karlsruhe) gebeten. |