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Buchtipp:
 
Buchtipp: "Bonn. Das Bundesviertel"
Bildband über Anfass-Orte deutscher Geschichte

50 Jahre lang wurde in Bonn Politik gemacht – auf engstem Raum. Das Grundgesetz entstand hier, hier wurde die Bundesrepublik auf den Weg gebracht, welthistorische Entscheidungen vorbereitet und verabschiedet. Dazu war Bebauung nötig, musste rasch Raum geschaffen, neue Bauwerke geradezu „über Nacht“ aus dem Boden gestampft werden. Nun ist die Regierung weitergezogen, doch ihre immobilen Hinterlassenschaften hat sie nicht mitnehmen können. Bauten der frühen Nachkriegszeit, Denkmale der deutschen Nachkriegsgeschichte, sie sind hier geblieben. Zum Anfassen. Zum Anschauen. Auch neue Bauten gehören heute dazu, solche, die sich dort angesiedelt haben, wo nach Bonns Regierungskarriere kein Ruhestand aufgekommen ist. Dort, wo die einstige Bannmeile zurück in den Lauf der Alltagsgeschichte einmündete.

Dieses Gebietsdenkmal stellt zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung nun ein neuer Fotoband im Verlag Monumente Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) vor: „Bonn. Das Bundesviertel“.

Viele der einstigen Regierungsbauten werden heute neu genutzt. So etwa hat die DSD in der Vertretung des Landes Bayern beim Bund ihren Sitz genommen. Das kleine, von Sep Ruf 1953 errichtete Bürogebäude ist dem Neuen Bauen verpflichtet und ein Denkmal erster Güte. Gleich nebenan steht erst seit kurzem wieder das legendäre Bundesbüdchen, das 16 Jahre lang auf seine Rückkehr warten musste, nachdem das World Conference Center an seinem angestammten Platz Geschichte zu schreiben begann. Da half ihm auch nicht, dass einst die Politprominenz bei ihm für Würstchen anstand.

Außer diesen beiden Denkmalen stellt Winand Kerkhoff auf den 144 Seiten seines Buches viele weitere Denkmale der Bonner Republik vor – die Villa Hammerschmidt, den Kanzlerbungalow, das Behnisch-Parlament, die Abgeordnetenhäuser und und und ... Der langjährige Beobachter des Bonner Baugeschehens führt direkt zu den Schauplätzen der „Bonner Republik“ und würdigt die dortige Architektur. Kerkhoffs Text macht Zusammenhänge deutlich, die nicht nur alteingesessenen Bonnern Bürger oft unbekannt sind. Die Bundesstädter können wirklich stolz sein auf ihr kostbares Denkmalareal.

Fünf Fragen an den Autor Winand Kerkhoff

Herr Kerkhoff, Sie sind kein Bonner. Was reizt Sie dennoch, sich so engagiert für die Beethovenstadt einzusetzen?

Natürlich bin ich ein Bonner, wenn auch kein geborener. Seit 1976 lebe ich mit meiner Frau in Bonn, natürlich am Rhein auf Höhe Rheinkilometer 656 „Am Schänzchen“, in etwa dort, wo das Osttor des Römerlagers stand. Von dort aus habe ich dann meine Heimatstad spiralförmig in seinen geografischen und historischen Dimensionen für mich erschlossen, - ihre Geschichte, ihre Kultur, ihre Architektur. Und diese Eindrücke und Erfahrungen habe ich dann in den vergangenen 20 Jahren bei Führungen und Vorträgen, in Beiträgen in den Bonner Geschichtsblättern und Büchern gern weitergegeben.

Aber warum denn nun das Bundesviertel und nicht die Altstadt? Was macht das ehemalige Regierungsviertel so attraktiv?

Seit Mitte der 1960er Jahre hatte ich als Autor und Regisseur von Informationsfilmen u.a. auch immer wieder im Regierungs- und Parlamentsviertel zu tun, war schon damals fasziniert von dem, was und wie da im bereits Bestehenden Neues entstand. Im Laufe der Zeit habe ich dann mit großer Neugier die Stadt / Bau / Entwicklung mitten in Bonn verfolgt. Mit diesem Monumente-Buch lade ich ein zu einem Rundgang durch eines meiner Lieblingsviertel, das Bundesviertel, bewusst ausgeweitet mit einem Ausblick auf die Peripherie von Bonns neuer Mitte.

Ihr Buch erscheint im Verlag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Warum orientiert sich der “Weg der Demokratie” an Denkmalen?

Meiner Meinung nach orientiert sich der „Weg der Demokratie“ nicht so sehr an der Form, sondern mehr an der Funktion der Gebäude, die sie zu Zeiten der Bundeshauptstadt hatten und heute in der Bundesstadt haben. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz interessiert sich natürlich mehr für die Bauten, die auch Denkmäler sind und sie kann natürlich durch ihr Wirken dazu beitragen, dass diese Bauten als Denkmäler erhalten bleiben.

Und ist die Architektur wirklich so qualitätvoll? Halten die Neubauten das gleiche Niveau?

Das waren nicht meine Fragen. Mir ging es darum, zunächst einmal ohne jede Bewertung eine Auswahl von Gebäuden aus diesem Stadt / Bereich vorzustellen, die in Form und Funktion recht unterschiedlich sind. Das breite Spektrum entspricht einer Stadt, die vor mehr als 70 Jahren ganz überraschend Bundeshauptstadt wurde, es länger als erwartet blieb, diesen Status dann genau so überraschend verlor und nun seit fast 30 Jahren Bundesstadt ist. Darunter sind auch eine ganze Reihe Baudenkmäler, die diese Stadt (und auch dieses Buch) besonders attraktiv machen.

Kann Architektur wirklich Geschichte anschaulich machen? Ist Geschichte nicht doch vielmehr erzählte Vergangenheit?

Natürlich kann Architektur Geschichte „an-schaulich“ machen. Besonders auch dann wenn die ganz hervorragenden Abbildungen diese Gebäude als Spiegel/Bilder ihrer Zeit zeigen. Damit wird sicht- und nachvollziehbar, was all diesen Gebäuden gemeinsam ist: Sie setzen – ganz gleich, ob man will oder nicht - mit ihrer Architektur Akzente, die das heutige Erscheinungsbild des Bundesviertels als Bonns neue Mitte prägen. Sie sind Zeichen und Zeugen für die Zeit, in der Bonn Bundeshauptstadt war und Bundesstadt geworden ist.

Winand Kerkhoff – Bonn. Das Bundesviertel. Architektur-Akzente und Zeit-Zeichen
MONUMENTE Publikationen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Bonn 1. Auflage 2020 * großformatiger Bildband 24 x 26 cm, 144 Seiten, über 160 Fotos * ISBN: 978-3-86795-157-9 * Preis 40,00 Euro. Im Buchhandel oder online unter www.monumente-shop.de.
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Eintrag vom: 09.10.2020  




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