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Impressionismus in Russland
Aufbruch zur Avantgarde

Museum Barberini, Potsdam
7. November 2020 bis 28. Februar 2021

Paris war schon vor 1900 ein Anziehungspunkt für russische Künstler. Hier begegneten sie den Werken von Claude Monet und Auguste Renoir. Sie ließen sich von den Themen und der Malweise der französischen Impressionisten anregen. Zurück in Russland malten sie en plein air und spürten der Flüchtigkeit des Moments nach, wenn sie Szenen des russischen Alltags portraitierten. Auch Maler, die später die Avantgarde bildeten, entwickelten aus dem impressionistischen Studium des Lichts ihre neue Kunst. Erstmals widmet sich eine Ausstellung dem vielgestaltigen Impressionismus in Russland. Die Schau, eine Kooperation mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau, und dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden, zeigt die Internationalität der Bildsprache um 1900 und integriert die russischen Künstler in das Projekt der europäischen künstlerischen Moderne.

Der Aufenthalt von Künstlerinnen und Künstlern in Paris, der Hauptstadt der europäischen Kunst, hat in der russischen Malerei Spuren hinterlassen. Die Generation nach Ilja Repin orientierte sich am Westen. Die Boulevards und Cafés von Paris wurden um 1900 ein wichtiges Thema. Die Maler studierten nicht nur die Architektur, sondern auch die impressionistischen Stadtansichten mit ihren dramatischen Straßenfluchten und kühnen Perspektiven. Die nächtlich beleuchteten Straßenzüge faszinierten Konstantin Korowin und Nicolas Tarkhoff, die das Thema populär machten.

Zurück in Russland setzten sie ihre Eindrücke von der französischen Moderne um: Sie malten im Freien und inszinierten auf ihren Leinwänden das Licht. Die Landschaftsmalerei erhielt dadurch wichtige Impulse und wurde zum ersten Experimentierfeld für Künstler wie Michael Larionow, Natalja Gontscharowa und Kazimir Malewitsch. Sie sahen sich als Impressionisten, bevor sie nach 1910 mit dem expressiven Rayonismus und dem ungegenständlichen Suprematismus die russische Avantgardekunst begründeten.

Das Studium des Lichts in der Landschaft veränderte auch die Interieur-Darstellungen. Jetzt wurden Innenräume gemalt, die von Fensterdurchblicken und dem das Innere verlebendigenden, von außen einfallenden Licht bildwürdig wurden. Während die Interieurs französischer Maler wie Edgar Degas und Édouard Manet ohne Tageslicht auskamen, erkundeten russische Maler wie Stanislaw Shukowski und Valentin Serow die impressionistischen Lichtwirkungen im Innenraum. Auch dezidiert impressionistische Themen wie der Spaziergang durch ländliche Wiesen und Felder oder Blumen- und Fruchtstillleben wurden von Künstlern wie Ilja Repin, Igor Grabar und Alexei von Jawlensky in die russische Kunst aufgenommen.

Die Ausstellung thematisiert auch, auf welche Weise Maler wie Nicolas Tarkhoff oder David Burljuk aus der impressionistischen Praxis – vergleichbar den Neoimpressionisten in Frankreich und den Expressionisten in Deutschland – zu einer flächigen Malweise in ausdrucksstarben, leuchtenden Farben vordrangen.

Schließlich widmet sie sich jenen Werken, die vor dem Ersten Weltkrieg in Moskau die impressionistische Lichtmalerei in die abstrakte Lichtmetaphorik der russischen Avantgarde transformierten.

Am 14. November 2019 widmet sich das 11. Symposium des Museums Barberini den unterschiedlichsten Aspekten dieses Themas. Die Vorträge renommierter Experten wie Olga Atroshchenko, Staatliche Tretjakow Galerie Moskau; Rosalind Polly Blakesley, University of Cambridge; Maria Kokkori, The Art Institute of Chicago; Susanne Strätling, University of Potsdam; Irina Vakar, Staatliche Tretjakow Galerie Moskau; Tatiana Yudenkova, Staatliche Tretjakow Galerie Moskau werden im Ausstellungskatalog publiziert. Das Programm finden Sie unter www.museum-barberini.com.

Das Museum Barberini hat mit der Sammlung Hasso Plattner einen Schwerpunkt im französischen Impressionismus. Eine von drei Ausstellungen im Jahr widmet sich daher dem Impressionismus aus internationaler Perspektive und in internationalen Kooperationen.

Das Museum Frieder Burda mit seinem Sitz in Baden-Baden nahe an Frankreich hat sich seit jeher den deutsch-französischen Beziehungen verschrieben, dies war immer auch persönlicher Wunsch seines Gründers Frieder Burda. Bereits seit dem 19 Jahrhundert war Baden-Baden als Sommerfrische Sitz und Treffpunkt der europäischen Aristokratie, vor allem der russischen, der bald die Künstler und Schriftsteller folgten. Noch heute ist die Stadt im Schwarzwald eine beliebte Destination russischer Touristen.

Die Ausstellung wird ab 7. November 2020 bis zum 28. Februar 2021 im Museum Barberini in Potsdam und im Anschluss im Museum Frieder Burda in Baden-Baden gezeigt.

In Zusammenarbeit mit der Staatlichen Tretjakow-Galerie, Moskau, und dem Museum Frieder Burda, Baden-Baden.

Abbildung oben:
Ilja Repin, Auf dem Feldweg. Wera Repina mit ihren Kindern, 1879, Staatliche Tretjakow-Galerie, Moskau
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Eintrag vom: 13.11.2019  




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