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Von Westafrika in die Westpfarrei
Pfarrerin Sylvia Tag hat in der Matthäuskirche begonnen

Freiburg. Bereits mit 13 Jahren hat sie an den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt Ende der 1970er Jahre einen Brief geschrieben im Zusammenhang mit der Ost-West-Annäherung und der sich damals schon abzeichnenden ökologischen Krise. Später studierte sie Politikwissenschaften sowie Theologie und Französisch im Nebenfach. Sie war als Beraterin für Demokratisierungsprozesse und als Projektevaluatorin in vielen afrikanischen Ländern tätig. Seit kurzem ist Sylvia Tag nun als Pfarrerin im Probedienst (PiP) in der Pfarrgemeinde West in der vakanten Matthäusgemeinde in Betzenhausen, Bischofslinde und Lehen eingesetzt.
„Ich möchte politisches Engagement mit dem christlichen Glauben zusammenbringen“, sagt sie. Dabei will sie auch jene Menschen in den Blick nehmen, die zu Glauben und Kirche „keine Schnittfläche finden“. Die Integration der kirchlichen Arbeit in den Stadtteil ist ihr wichtig, ebenso ist die Ökumene ihr ein zentrales Anliegen.
Den größten Teil von Kindheit und Jugend lebte Sylvia Tag in Blaubeuren, wo sie das Evangelische Seminar besuchte, ein kleines traditionsreiches altsprachliches Gymnasium mit Internat. Studiert hat sie dann in Heidelberg, Montpellier und Hamburg. Bereits in ihrer Magisterarbeit ging es um Demokratisierungsprozesse und die Unterstützung von Kommunen in afrikanischen Ländern, vor allem im französischsprachigen Afrika, welches durch eine stark zentralistische Verwaltungstradition geprägt ist. So war sie mehrfach in Mali, davon ab 1996 fünf Jahre lang gemeinsam mit ihrer Familie. Dort war ein Schwerpunkt ihrer Tätigkeit die Schulung von dörflichen Selbsthilfe-Organisationen und sie kümmerte um die Begleitung und Unterstützung von Frauengruppen.

Zurück in Deutschland arbeitete sie zwölf Jahre in einer Freiburger Consultingfirma, die auch für die Europäische Kommission und im Auftrag der staatlichen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in vielen Ländern des Südens tätig ist. Im Anschluss, parallel zu ihrem Theologiestudium, war sie dann als freiberufliche Beraterin in diesem Bereich tätig. „Nach vielen Jahren in der Consultingwirtschaft habe ich gemerkt, dass für mich eine neue Orientierung nötig ist“, sagt sie. Sie knüpfte an ihr Interesse für Theologie an, das für sie schon als junge Erwachsene beispielsweise auf Kirchentagen gespürt und deshalb im Nebenfach studiert hatte. So nahm sie im Herbst 2011 das Theologiestudium wieder auf ‒ zunächst zwei Semester an der Fakultät für katholische Theologie der Universität Freiburg und dann an der Uni in Heidelberg. Das Vikariat, den praktischen Teil der Ausbildung, absolvierte sie größtenteils in Ihringen. Im März dieses Jahres wurde sie dann zur Pfarrerin ordiniert.

Sie sieht sich als „Spezialistin für Religion in einem breiteren Sinn“. Denn, wie der Theologe Johannes Baptist Metz es einmal formuliert hat, „die kürzeste Definition von Religion ist Unterbrechung“, erklärt sie. Deshalb seien für sie Kontemplation und Stille eine sehr wesentliche Dimension. Dogmatische Glaubensgerüste treten dabei für sie in den Hintergrund. Interreligiöse, gemeinsame Werte und Erfahrungen werden wichtiger, dazu gehört das offene Gespräch zwischen Religionen und Konfessionen: „In einer Welt, in der religiös geprägte und vielfach aufgeheizte Konflikte ständig zunehmen, werden interreligiöse Begegnungen immer zentraler für den gesellschaftlichen Frieden.“
Sylvia Tag lebt mit ihrer Familie im Stadtteil Rieselfeld. Sie folgt in der Matthäuskirche Pfarrer Rüdiger Fett, der nach einer kurzen Zeit im Freiburger Westen Anfang des Jahres auf eine Pfarrstelle in seiner Heimat Stuttgart wechselte. Der Probedienst, den Pfarrerin Tag nun absolviert, endet nach zwei Jahren und ist Voraussetzung, um sich auf eine reguläre Pfarrstelle bewerben zu können.

zum Bild oben:
Neu in Matthäuskirche, deren Fassade gerade saniert wird, ist Pfarrerin Sylvia Tag (Bild: Günter Hammer)
 
Eintrag vom: 25.05.2019  




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