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Evangelische Unternehmer erinnern an Freiburger Denkschrift
Protestantische Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft -
75 Jahre Geheimtagung des Freiburger Bonhoeffer-Kreises

Der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer erinnert an die Geheimtagung des Freiburger Bonhoeffer-Kreises vor 75 Jahren: Vom 17. bis 19. November 1942 hat in Freiburg das dreitägige konspirative Treffen des Freiburger Bonhoeffer-Kreises stattgefunden, auf dem die von Dietrich Bonhoeffer initiierte und inspirierte Denkschrift "Politische Gemeinschaftsordnung - Ein Versuch zur Selbstbesinnung des christlichen Gewissens in den politischen Nöten unserer Zeit" sowie der Anhang 1 (Rechtsordnung) und der für die Entwicklung der Sozialen Marktwirtschaft belangreiche Anhang 4 (Wirtschafts- und Sozialordnung) beraten wurde.

An dieser Geheimtagung wirkten der Freiburger Historiker Gerhard Ritter als Autor des Hauptteils der Denkschrift, die Juristen Franz Böhm und Erik Wolf als Urheber des Anhangs 1 (Rechtsordnung) sowie die Nationalökonomen Constantin von Dietze, Adolf Lampe und Walter Eucken als Autoren des Anhangs 4 (Wirtschafts- und Sozialordnung) mit. Weitere Teilnehmer an dem konspirativen Treffen waren Carl Goerdeler, der frühere Leipziger Oberbürgermeister und Organisator des zivilen Widerstandes, Otto Dibelius, Generalsuperintendent der Kurmark und Vorsitzender des Rates der EKD von 1949 bis 1961, der evangelische Theologe Helmut Thielicke im Auftrag des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm, dem ersten Vorsitzenden des Rates der EKD von 1945 bis 1949, sowie als Fachmann und Vertreter der "Vorläufigen Leitung der Bekennenden Kirche" der evangelische Unternehmer Walter Bauer.

Nicht nur das ordnungspolitische Konzept, sondern auch und gerade die ethische Fundierung der Sozialen Marktwirtschaft haben ihren Ursprung und ihre christliche Grundlage in der im Winter 1942/43 konspirativ erarbeiteten, dann versteckten und im Juli 1945 veröffentlichten Denkschrift des Freiburger Bonhoeffer-Kreises. Nach der als "Stunde Null" apostrophierten Zäsur der Sommermonate 1945 ist insbesondere der Anhang 4 (Wirtschafts- und Sozialordnung) bei der Entwicklung und Durchsetzung der Sozialen Marktwirtschaft als einer freiheitlichen Wirtschaftsordnung in besonderer Weise wirksam geworden. Zu den Mitgliedern des Freiburger Bonhoeffer-Kreises gehörte im Auftrag der "Vorläufigen Leitung der Bekennenden Kirche" u. a. der Textilunternehmer Dr. Walter Bauer, der 1966 den Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer mitgegründet hat und dessen erster Vorsitzender war. Als Erinnerung an den Widerstand gegen den christlichen Werte verachtenden faschistischen Totalitarismus macht der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer dieses Dokument der Zeitgeschichte auf seiner Internetseite einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich.

Bei der Auseinandersetzung mit den ethischen Wurzeln und den ordnungspolitischen Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft geht es dem Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer um die Frage, wie die ursprüngliche ethische Fundierung und die ordnungspolitischen Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft zur Bewältigung der vor uns liegenden gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, wie z. B. Globalisierung, Digitalisierung und Vernetzung, fruchtbar gemacht werden können. So verlangt gerade die (gesellschafts-)politische Gestaltung der digitalen Transformation aus christlicher Perspektive die Einhaltung gewisser Prinzipien, wie z. B. ein freiheitliches Menschenbild (Galater 5, 1), das Subsidiaritätsprinzip, Ordnungspolitik vor Prozeßpolitik und vor allem eine wirksame Wettbewerbsordnung.
 
Eintrag vom: 16.11.2017 Autor: Stephan Klinghardt




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