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Queerer Widerstand im Film
Die Programmhighlights der 28. Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg
International Queer Film Festival

Zum 28. Mal präsentieren die Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg (17. bis 22. Oktober 2017) mehr als 130 Kurz- und Langfilme queerer Kinokunst auf Kampnagel, im Passage Kino, im Metropolis Kino, im 3001 Kino, im B-Movie und in der Roten Flora.

Kulturelle Veranstaltungen und politische Kämpfe sind wichtiger denn je:
Wie wichtig sind „queere“ Filmfestivals als kultureller Freiraum?
Was zeichnet eine „queere“ Filmästhetik aus?
Wie „queer“ kann der eigene Alltag gelebt werden?

Ein Fokus in diesem Jahr liegt auf der Türkei und dort haben Fragen nach Widerständigkeit queerer Kultur noch weitaus mehr Brisanz. Drei ganz unterschiedliche türkische Programme mit aktuellen Filmproduktionen der letzten Jahre sind bei den Filmtagen vertreten (siehe Seite 3).
Gäste zu den türkischen Filmprogrammen stehen für Filmgespräche zur Verfügung.

Neben den Filmen stehen wie immer die internationalen Gäste im Mittelpunkt. Diese bringen teilweise auch selbst kuratierte Programme mit. Jurymitglied Nontawat Numbenchapol und Gewinner des Jurypreises des vergangenen Jahres mit seinem Spielfilm #BKKY präsentiert unter dem Titel „Queer Digithaized“ in fünf Kurzfilmen kulturelle wie politische Histiographien queerer Körper: Körper, die einerseits gesellschaftlich akzeptiert sind, sobald sie in kontrollierbaren Umgebungen auftauchen, an anderer Stelle aber in ihrer Gesamtexistenz abgelehnt werden. Aus unterschiedlichen Jahren, unter unterschiedlichen Bedingungen ent-standen, zeigt das Programm die evolutionäre Entwicklung in Kultur, Gesellschaft und Politik, aber auch die Entwicklung kinematografischer Sprache - besonders in Bezug auf die Digitalisierung und mobile Aufnahmetechnik, die demokratische Partizipation unterstützt und bis dahin unerhörte Stimmen zum Sprechen brachte.
Queer Digithaized (Thailändische Kurzfilme)
(Gesamtlänge 87‘, Thailand, Thai Originalfassungen mit englischen Untertiteln)
Mittwoch, 18.10.2017, Metropolis Kino, 17:30 Uhr

Und auch verstorbenen queeren Wegbereiter_innen gedenken die Filmtage:
In diesem Jahr werden zwei Filme mit der im Mai verstorbenen Performance-Künstlerin Diana Torr gezeigt, die bei den Filmtagen mehrfach zu Gast war. Als Provokateurin war sie eine Pionierin in Sachen inkorporiertes Cross-Dressing ein. Ihr Film „Man for a Day“ lief 2012 bei den Filmtagen und in den deutschen Kinos.
Diane Torr Hommage:
„Venus Boyz“ Freitag, 20.10.2017, 3001 Kino, 22:30 Uhr und
„The Undergrad“ Samstag, 21.10.2017, B-Movie, 20:15 Uhr (Freier Eintritt)

Angie Stardust, seit zehn Jahren tot, ist noch immer queeres Vorbild, vor allem in Hamburg: Anfang der Neunziger auf der Reeperbahn gründete sie den legendären, noch immer existierenden Angie’s Nightclub. Als afroamerikanische Trans*Frau stand sie unter anderem im Mittelpunkt von Rosa von Praunheims Film „Stadt der verlorenen Seelen“. Im Anschluss an den Film kommen ehemalige Weggefährt_innen zu Wort, auch die Lili-Elbe-Archivarin Niki Trauthwein.
Samstag, 21.10.2017, B-Movie, 17:30 Uhr (Freier Eintritt)


FOKUS TÜRKEI

1) Der kunstreiche Spielfilm „Vesartî (Hidden)“ läuft in kurdischer Originalfassung. In der Türkei ist die kurdische Schriftsprache derzeit verboten.
(Ali Kemal Çinar, Türkei 2015, 70’, Schwarz-Weiß, Kurdische Originalfassung mit türkischen und englischen Untertiteln)

Mit „Vesartî“ erzählt der kurdische Regisseur Ali Kemal Çinar eine magische Geschichte, in der sich gewöhnliche und außergewöhnliche Zustände miteinander verweben. Die dominierenden Moralvorstellungen zu Identität, Sexualität und Geschlechterrollen in kurdischen und türkischen Gesellschaften werden in diesem Film auf den Prüfstand gestellt. Frau*Sein, Mann*Sein, die Verbindung von Körper und Seele – all das diskutiert dieser Film philosophisch wie auch politisch.
Regisseur und Hauptdarsteller Ali Kemal Çinar ist anwesend.
Freitag, 20.10.2017, 17:15 Uhr, Passage Kino 2


2) Im Dokumentarfilm Gaci Gibi (Hatewalk) kämpfen Trans*Aktivisti_nnen in der Türkei gegen schwere Widerstände für ihr Recht.
(Serkan Çiftçi, Türkei 2016, 72’, türkische Originalfassung mit englischen Untertiteln)

Die Dokumentation von Serkan Çiftçi begleitet Deniz, Ece und Berfin bei ihrem Kampf gegen Homo- und Trans*phobie, gemeinsam mit der regionalen Organisation Mersin 7 Colors LGBTIQ* Association. Liebevoll verwebt die Dokumentation die queeren Proteste auf den Straßen und in den Hörsälen mit dem ganz persönlichen Alltag von Deniz und ihren Freund_innen. Es ist inspirierend, wie unverrückbar und voller Freude diese Gemeinschaft füreinander einsteht.
In Anwesenheit von Aktivist_innen des Vereins Kaos GL aus Ankara: Umut Güner und Buse Kiliçkay. (http://www.kaosgldernegi.org/home.php)
Samstag, 21.10.2017, 17:30 Uhr, Metropolis Kino


3) Das Kurzfilmprogramm Pembe Hayat Pink Life QueerFest Selection wird präsentiert von Esra Özban, diesjähriges Jurymitglied.
(Gesamtlänge 90‘, Türkei 2007—2016, türkische Originalfassungen mit englischen Untertiteln)

Sieben Kurzfilme aus Ankara: Darunter eine Mockumentary über die höchstproblematische Darstellung von Trans*sexarbeiterinnen in den Medien, ein Experimentalfilm über die Sichtbarkeit von lesbischen Frauen in der Türkei sowie ein Tribut an drei LGBTIQ*-Aktivist_innen, die vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind.
Esra Özban (Organisatorin des Pembe Hayat Pink Life QueerFest Ankara) wird bei der Veranstaltung anwesend sein.
Mittwoch, 18.10.2017, 17:30 Uhr, Metropolis Kino

Die Lesbisch Schwulen Filmtage Hamburg sind ein selbstverwaltetes und vornehmlich ehrenamtlich organisiertes Teamkollektiv, 1989 entstanden im Rahmen eines Filmseminars an der Uni Hamburg.
Die Filmtage sind mit 15.000 Besucher_innen das größte und älteste queere Filmfestival Deutschlands. Als wichtiger öffentlicher Ausdruck der LGBTIQ* Community in der Hansestadt erhöhen sie die Sichtbarkeit von homo- und bisexuellen Lebensweisen, Trans*identitäten und Intersexualität.


Eintrittspreise: von freier Eintritt bis 8,50 Euro

Vorverkauf: 30.09.-14.10.2017 (online auf www.lsf-hamburg.de und in Hamburger Vorverkaufsstellen)
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Eintrag vom: 03.10.2017  




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