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Karlsruhe: Eröffnung der Vortragsreihe "Heimat in Bewegung"
Büchner-Preisträger Dr. Arnold Stadler spricht zu "Heimat ist ein Wort bergauf"

Im Ständehaussaal im Neuen Ständehaus steht am Donnerstag, 6. Juli, der Eröffnungsvortrag der Reihe „Heimat in Bewegung – Heimatbewusstsein in Baden im Zeitalter von Mobilität und Migration“ des Landesvereins Badische Heimat und der Landesvereinigung Baden in Europa in Kooperation mit dem Stadtmuseum auf dem Programm.

Nach der Eröffnung der Vortragsreihe im Begleitprogramm der Doppelausstellung "Karlsruher Heimaten" um 18 Uhr durch Ersten Bürgermeister Wolfram Jäger spricht der Schriftsteller Dr. Arnold Stadler zu „Heimat ist ein Wort bergauf - Nachdenkliches zu einem Wort zwischen Gestern und Morgen“.

In seinem nachdenklich-heiteren Vortrag geht der Träger des Georg-Büchner-Preises vielfältigen Fragen und Beobachtungen zum Thema Heimat nach:

"Heimat ist ein schönes Wort. Aber auch, durch den Missbrauch dieses Wortes bedingt, zu einem schwierigen Wort geworden. Heute fällt uns bei dem Wort HEIMAT als erstes vielleicht die Heimatlosigkeit des Menschen ein. Wo soll da, auf dieser Welt, wo alles so nah wie fern ist, und zudem Millionen von Menschen auf der Flucht sind, Heimat sein? Doch wenigstens erinnerungsweise können wir aus ihr nicht vertrieben werden.

Das Wort Heimat ist heute auch ein Appell, da, wo es noch so etwas wie Heimat gibt, dieselbe auch für die Zukunft der künftigen Generationen zu bewahren. Es war, als vor ein paar Jahren das Goethe-Institut weltweit nach dem schönsten Wort suchte auf Platz 4 gelandet. Auf Platz 1 war das Wort Habseligkeiten. Und das Wort Heimat gehört auch immer mehr zu den Habseligkeiten.

Augenmenschen, die aus diesem Lande sind und da schon vielleicht seit Geburt leben, können sehen und wahrnehmen, dass auch die sichtbare, die optische Heimat immer weniger wird. Unser Lebensraum wird immer mehr zersiedelt und zubetoniert. Gerade auf dem Land geht immer mehr Fläche verloren, wird zu viel gebaut. Wohingegen der Wohnraum in den Städten, die ja genauso Heimat sind, immer knapper und unbezahlbarer wird.

Sprachmenschen fällt auf, dass die dazugehörende Muttersprache, ob nun - wie in Baden-Württemberg - schwäbisch-alemannisch oder fränkisch oder pfälzisch grundiert, auch immer weniger wird und durch einen TV-artigen Akzent oder Tonfall ersetzt worden ist. Das ist aber keine Muttersprache mehr.

Die Heimat wird immer weniger. Und doch: Die Heimat ist immer noch eine so schöne wie grundlegende Vorstellung des Lebens, und hat nicht nur in den Köpfen von Träumern und Romantikern einen erinnerungsweisen, festen Platz."
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Eintrag vom: 28.06.2017  




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