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'Das 100. Bild für Freiburg' von Helmut Friedrich
Evangelisches Stift Freiburg - Verlängerung der Ausstellung im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe "Kaffee & Kunst" bis zum Sonntag, den 15. Januar 2017

"Gedankenversunken im Sandkasten mit kleinen Förmchen die Meereswelt mit ihren Fischen, Muscheln, Delphinen und Seesternen zum Leben erwecken. Oder - etwas älter - geschäftig Sandburgen bauen, den Sand immer wieder fest klopfen, mit bloßen Händen Burggräben ausheben, abgerutschte Böschungen ein ums andere Mal befestigen, und schließlich die Burgen gegen angreifende Horden verteidigen. Oder - noch ein paar Jahre später - im Keller Weichen stellen, Signale setzen, das Signal zur Abfahrt geben und den "Trafo" der Modelleisenbahn langsam hochdrehen."

Mit derlei Kindheitserinnerungen verbindet der Freiburger Künstler Helmut Friedrich das, was er erlebt und empfindet, wenn er seiner Arbeit nachgeht. Dies ist der Bewusstseins- und Seelenzustand, in den er sich begibt, wenn er in seinem kleinen Atelier in Freiburg Herdern die Tür für einige Stunden hinter sich schließt.

Im Mai dieses Jahres wurde das Evangelische Stift Freiburg auf Helmut Friedrich aufmerksam. Zu dieser Zeit betraute Isabel Schweier, Einrichtungsleiterin des Haus Schloßberg, die Mitarbeitenden Albert Schilling und Sabine Armbruster mit der Aufgabe, die Cafeteria des Haus Schloßberg mit dem umliegenden Quartier zu vernetzen. Das Café sollte auf der Stadtkarte der Freiburger Bürgerinnen und Bürger als Ort interessanter Ausstellungen und Veranstaltungen präsenter werden. Gleichzeitig wollte man das Thema der Altenpflege stärker ins Bewusstsein rücken. Gemeinsam mit Elfi Kantereit, Leiterin der Cafeteria, entwickelten sie dazu die neue Veranstaltungsreihe "Kaffee & Kunst".

Für die erste Ausstellung der Reihe konnte Helmut Friedrich mit dem Thema "Das 100. Bild für Freiburg" gewonnen werden. Bei der Ausstellungseröffnung am 1. Oktober berichtete er von seinem Projekt "Bilder für Freiburg", in dessen Verlauf er in den vergangenen zweieinhalb Jahren 100 Bilder im Stadtgebiet von Freiburg zum Verschenken an Hauseingänge, Straßenbahnhaltestellen oder auch in Telefonzellen platziert hatte. In der Cafeteria Haus Schloßberg wurden zunächst bis zum 10. November knapp 30 kleinformatige "Lochbilder" und 10 sogenannte "Lochwürfel" gezeigt, ähnlich den von Herrn Friedrich "ausgewilderten" Bildern, wie der Künstler schmunzelnd seine Projekttätigkeit selbst beschreibt.

In den vergangenen Wochen haben die Bewohnerinnen und Bewohner des Evangelischen Stifts "ihre" Ausstellung ins Herz geschlossen. Die Freiburger Öffentlichkeit dagegen hat das Projekt "Kaffee & Kunst" noch nicht gänzlich für sich entdeckt.

Aus diesem Grund wird die Ausstellung bis Mitte Januar verlängert und nochmal verstärkt öffentlich mit dem Anliegen des Evangelischen Stifts verknüpft, die Cafeteria im Haus Schloßberg zu einem gemütlichen Treffpunkt für alle Freiburger zu machen, in dem sich jung und alt in geselliger Runde begegnen können. Dies zum Schluss: Allein des leckeren Kuchens und des feinen Kaffees von Frau Kantereit wegen, ist der Besuch wärmstens zu empfehlen.

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"Das 100. Bild für Freiburg" – Sichtweisen öffnen – eine Ausstellung von Helmut Friedrich
Ausstellungstext von Nancy Frehse

Die Leinwand als etwas sehen, das veränderbar ist. Nicht nur ihre Oberfläche, sondern als Material an sich. Den Bildgrund bemalen und bekleben, um ihn anschließend zu zerschneiden, Flächen auszustechen, oder zu zerreißen. All das macht Helmut Friedrich, wenn er Kunst schafft. Dabei scheut er das Unbekannte nicht. Weder Farben noch Materialien setzen ihm in seiner Kreativität Grenzen. Ausprobiert wird direkt auf der Leinwand. So gehört alles, was auf der Leinwand passiert zum Prozess des Schaffens und somit auch zum finalen Werk dazu. Was für Farbspiele dabei entstehen und wie welche Materialien miteinander interagieren und harmonieren, dass findet der Materialkünstler erst unmittelbar in der Kreation selbst heraus. Die Idee, die ihn zu einem neuen Werk inspiriert, ist das, was er Kunst nennt. Die Umsetzung und der Vorgang etwas Bleibendes zu schaffen, das Kunstwerk. Für Helmut Friedrich gibt es dabei nichts, was nicht erlaubt ist. „Ich kenne keine Farben, die nicht zusammen passen“, sagt der Künstler selbst. Ganz gegensätzlich dazu sind seine minimalistischen Arbeiten. Die Leinwand wird hierbei zum direkten Bildmotiv. Helmut Friedrich entwickelt sich und seine Techniken ständig neu. Das Format seiner Leinwände von 20x20 cm hat einen einfachen Grund. Seine Kunst soll erschwinglich bleiben. Jeder soll die Möglichkeit haben, seine Bilder zu erwerben. Als „Künstler für Freiburg“- als der er sich versteht, möchte er anderen Menschen in der Stadt ein Stück von der Freude mitgeben, die er selbst durch seine Kunst erfährt.
Die Ausstellungsreihe „Kaffee & Kunst“ zeigt zwei verschiedene Werkkollektive des Künstlers. Beide Arbeiten entstanden in den letzten zwei Jahren und zeigen deutlich die Stilvielfalt und Gegensätzlichkeit in den Arbeiten von Helmut Friedrich. Die Fenster und Lochbilder des Künstlers werfen durch Kombination von Perspektive, Licht und echter Räumlichkeit Fragen nach der Dreidimensionalität in der konventionellen Leinwandmalerei auf. Die Rissbilder scheuen keine Makel, sondern bestechen durch ihre Rohheit. Die Farbpalette des Künstlers ist dabei so vielseitig wie seine Techniken. Von minimalistisch bis abstrakt-bunt, jedes seiner Bilder ist ein Unikat und aus einem ganz individuellen Ideenprozess heraus entstanden.
Die Lochwürfel des Künstlers repräsentieren einen eigenständigen Teil der Ausstellung. Feinfühlig in den Raum des Foyers und in den Eingangsbereich der Ausstellung integriert, heben sie das Konzept von Helmut Friedrich auf eine ganz neue Ebene. Die Würfel sind Skulpturen, geschaffen aus Leinwänden. Wobei eine rein kubische Form für den Künstler nicht obligat ist. Der Innenraum der Werke wird dominanter und offensichtlicher dargestellt, ist geschlossen, oder offen. Jede seiner Skulpturen ist allansichtig und weist einen eigenen Farb- und Materialcharakter auf. Das Spiel zwischen Schatten und Licht wird zum elementaren Fokus. Je nach Lichteinfall, verändert sich auch das Kunstwerk. Somit entstehen unendlich viele Möglichkeiten für den Betrachter das Kunstwerk wahrzunehmen und sich darauf einzulassen.
Herr Friedrich ist Autodidakt und ein Ausnahmekünstler im Bereich der Material- und Raumkunst. Seine Werke sind spannend und meditativ zugleich. Vor allem aber sind sie nahe am Menschen. Sie schaffen Freude beim Betrachter und inspirieren dessen Sichtweisen. Wir freuen uns sehr, dass wir einen solchen Freiburger Künstler für unsere Ausstellung gewinnen konnten.
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Eintrag vom: 17.11.2016  




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