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Freiburg trauert um Gertraude Ils
Hochangesehene Altstadträtin ist im Alter von 107 Jahren verstorben

Älteste Bürgerin der Stadt und älteste Freiburger Kommunalpolitikerin war von 1975 bis 1984 für die SPD Mitglied des Gemeinderats

Die Stadt Freiburg und die Bürgerschaft trauern um Gertraude Ils: Die frühere SPD-Stadträtin und älteste Freiburger Bürgerin ist im Alter von 107 Jahren verstorben. Vor einem Monat, am 16. April, hatte Gertraude Ils ihren 107. Geburtstag mit politischen Weggefährten aus der SPD in ihrer Wohnung in der Gerberau begangen, wo sie bis zuletzt zu Hause war. Oberbürgermeister Dieter Salomon würdigt die Verdienste der Verstorbenen: „In ihrer Zeit als Stadträtin von 1975 bis 1984 und darüber hinaus als sachkundige Einwohnerin im Kulturausschuss hat Gertraude Ils mit Beharrlichkeit und langem Atem viele Einrichtungen erkämpft, die heute selbstverständliche und anerkannte Bausteine im kulturellen Leben der Stadt sind, beispielsweise das Kommunale Kino oder das Theater im Marienbad. In der Stadtpolitik steht der Name Gertraude Ils auch künftig für Vielfalt und Buntheit der Kulturlandschaft.“

Gertraude Ils, promovierte Germanistin und Historikerin, war die älteste Kommunalpolitikerin in der Geschichte Freiburgs und seit einigen Jahren auch die älteste Bürgerin der Stadt. Von 1975 bis 1984 gehörte sie für die SPD dem Freiburger Gemeinderat an, nachdem sie bereits als Ratsmitglied in ihrem früheren Wohnort Bad Iburg Ende der 1960er Jahre kommunalpolitisch aktiv gewesen war,

Gertraude Ils, am 16. April 1909 in Koblenz geboren, wuchs in Hannover auf. Nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und der Promotion zur Dr. phil. war sie von 1933 bis 1944 Referentin beim Deutschen Bühnenverein in Berlin. Seit 1939 war sie mit dem Juristen und Gewerkschafter Hans Ils (1906 – 1988) verheiratet, der von 1965 bis 1969 für die SPD dem Bundestag angehörte.

1962 nahm die zweifache Mutter als Mitarbeiterin einer Ehe- und Jugendberatungsstelle Osnabrück die Berufstätigkeit wieder auf. Ihre erste politische Karriere startete Gertraude Ils 1968, als sie für die SPD zum Mitglied des Rates der Stadt Iburg gewählt wurde. Nach ihrem Umzug nach Freiburg 1972 engagierte sie sich bei den Freiburger Sozialdemokraten und schaffte zur Kommunalwahl 1975 mit damals 66 Jahren auf Anhieb den Sprung in den Gemeinderat, dem sie bis zur Kommunalwahl Ende 1984 angehörte.

Gertraude Ils vertrat die SPD unter anderem im Kulturausschuss, im Bauausschuss, Schulausschuss sowie im Wohnungsausschuss und der Wohnungskommission. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Gemeinderat blieb sie noch einige Jahre als Sachkundige Einwohnerin im Kulturausschuss der Stadtpolitik verbunden.

Ihr Engagement als Stadträtin galt vor allem den alternativen und experimentellen Formen der Kultur. Gertraude Ils trat dafür ein, dass das Kinder- und Jugendtheater eine eigene Spielstätte im Marienbad erhielt, unterstützte die Einrichtung des Kommunalen Kinos, das Archiv für Soziale Bewegungen, den Arbeitskreis Alternative Kultur (AAK) und andere Gruppen. Bis zuletzt genoss Gertraude Ils in vielen Gruppen und Kulturinstitutionen hohes Ansehen. Anlässlich des 100. Geburtstags 2009 rief die Freiburger SPD den „Gertraude-IlsPreis“ für Projekte der kulturellen Bildung ins Leben, der im zweijährigen Turnus verliehen wird.
 
Eintrag vom: 19.05.2016  




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