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Freitag, 19. April 2024
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Verschiedenes

 
Buchverlosung: 3 Exemplare "Himmelreich und Höllental" zu gewinnen
Wir verlosen drei Exemplare des neuen Krimi "Himmelreich und Höllental" von Peter Paradeiser unter unseren Lesern. Das Buch haben wir im letzten prolixletter unter Punkt 7 vorgestellt bzw. auf unserer Literaturseite - siehe hier: http://www.lesen-oder-vorlesen.de/archivzeigen.php?num=369

Um an der Verlosung teilzunehmen, bitte mit dem Kontaktformular eine eMail mit dem Betreff "Himmelreich und Höllental" schreiben und dabei Name und Adresse mitteilen. Teilnahmeschluss ist der 28. März 2011. Die Gewinner werden per eMail benachrichtigt und im prolixletter namentlich bekannt gegeben. Viel Glück.
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MEHRGENERATIONENHAUS
Geschacher ums Geld gefährdet Erfolgsmodell

Nachbarn treffen sich, Alt und Jung, man hilft sich gegenseitig: Das Mehrgenerationenhaus war eines der Lieblingsprojekte von Familienministerin von der Leyen - und es hatte Erfolg. Ihre Nachfolgerin Schröder will die Zuschüsse für das Modell kürzen. Nun fürchten viele Häuser um ihre Existenz.
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Medien – die heimlichen Erzieher?
Was Eltern im Umgang mit elektronischen Medien beachten sollten

Wie selbstverständlich gehen Kinder und Jugendliche mit Computer, Internet, Fernseher, MP3-Player, Smartphone und Handy um. Sehen wir’s positiv: Die Heranwachsenden lernen auf spannende Weise dazu, erschließen sich Welten, tauschen sich mit Gleichaltrigen aus und haben ihren Spaß dabei. Doch im Umgang mit elektronischen Medien lauern auch Gefahren: Cybermobbing, Zerstreutheit, Abkehr von der Lebenswirklichkeit, leichtfertige Selbstenthüllung im Internet sind bedenkliche Begleiterscheinungen. Wie können Eltern Einfluss nehmen auf die Nutzung der elektronischen Geräte und Medien in ihrer Familie?

Der Medienpädagoge Franz Josef Röll, Professor an der Hochschule Darmstadt, hält fest: Waren es früher die Eltern, die Normen und Werte an ihre Kinder weitergaben, sind es jetzt mehr und mehr die Medien, die Weltbild und Verhalten der Kinder und Jugendlichen beeinflussen und prägen. Mit zunehmendem Alter entwickeln die Jugendlichen eigene Vorlieben im medialen Angebot, nehmen Abstand von den Nutzungsgewohnheiten der Eltern bis hin zur brüsken Grenzziehung: „Lasst mich in Ruhe, ich chatte!“

Das Senioritätsprinzip ‚Der Ältere hat recht’ ist außer Kraft gesetzt. Kinder und Jugendliche, mit elektronischem Inventar aufgewachsen und mit Netzwerken wie schülerVZ, ICQ und Co. vertraut, verblüffen mit hohem technischem Knowhow, lassen Eltern, auch Lehrer mitunter ziemlich „alt“ aussehen. Jugendliche kommunizieren miteinander in veränderter (verschlüsselter?) Sprache, für Erwachsene ein einziges Buchstabenrätsel. Und sie beweisen die erstaunliche Fähigkeit, vielerlei gleichzeitig zu tun: Tauschen per SMS Sprachbrocken aus und wandern dabei durchs Internet, hören Musik, essen, sehen fern oder spielen – Multitasking, so der Fachbegriff aus dem Englischen. Dabei vermögen Kinder und Jugendliche offenbar mit dem Ansturm der Reize umzugehen und das ihnen Wichtige „herauszufiltern“. Die Hirnforschung fürchtet indes, durch Multitasking drohe eine gewisse Verwahrlosung des Denkens.

Unübersehbar auch die Gefährdung durch in manchen Portalen verbreitete Leitbilder, die irreale Sehnsüchte bedienen und das Beziehungsnetz zur realen Welt ausdünnen. Schließlich die sogenannten Social Networks: In solchen Netzwerken stellen sich die Nutzer selber dar, geben viel, oft zu viel von sich preis: Hobbies, Interessen, geheime Wünsche, den ureigenen Lebenskreis. So mögen Freundschaften mit Gleichgesinnten entstehen, der Austausch über das Medium mag bereichern und Spaß machen, doch die bedenkenlose Einladung ins Private birgt auch Risiken. Gesunde Zurückhaltung kann nicht schaden.

Kein Zweifel: In unserer Gesellschaft wächst den modernen Medien bei der Erziehung immer größere Bedeutung zu. Die Familie ist im Wandel. Wo Vater und Mutter im Beruf stehen, Kinder und Jugendliche ganze Wochentage „elternlos“ verbringen, kommen andere Autoritäten ins Spiel. Die elektronischen Medien öffnen zahlreiche Türen – Zutritt in Räume, die anregen, begeistern, den Heranwachsenden guttun; andere Türen bleiben besser verschlossen. Wer aber bestimmt: Hier darfst du rein, dort bleibst du draußen? Platte Verbote, so Professor Röll, nutzen nicht viel. Den Eltern bleibt nicht erspart: Sie müssen sich mit den Medien, mit von Kindern und Jugendlichen ausgewählten Programmen und Netzwerken gründlich beschäftigen, müssen den Heranwachsenden im Bewertungsgespräch auf Augenhöhe begegnen können. Jetzt zählen die Argumente. Beispiel Computer: ein Spiel-, aber auch Lernwerkzeug. Beispiel Internet: ein Kosmos, der alles bietet – vom Schrott bis zur Hochkultur. Kindern und Jugendlichen zu Wertegefühl, Unterscheidungsvermögen, „Medienkompetenz“ zu verhelfen, das ist die – gewiss mit Konflikten verbundene – erzieherische Aufgabe der Eltern.

www.einfach-erwachsen.de

www.eltern-medien-trainer.de

www.hnf.de
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Autor: Günther Dressler

 
Wohin denn nun, Kollege Roboter?
Ein Beitrag von unserem Leser Günther Dressler

Sie sind fleißig, zuverlässig, kennen keinen Feierabend und haben keinen Urlaubsanspruch. Sie schneiden, schweißen, schrauben, lackieren, reinigen, inspizieren, transportieren, bauen ganze Autos zusammen; man schätzt, dass weltweit gut eine Million Industrieroboter werkeln. Doch alle arbeiten sie fremdgesteuert, folgen Befehlen, die ihnen der Mensch eingegeben hat. Werden Roboter auch einmal eigenständig, intelligent, mit „Bewusstsein“ agieren? In der Wissenschaft bewegt man sich in dieser Frage zwischen Zuversicht und Skepsis.

1769 konstruierte der österreichische Dichter und Erfinder Wolfgang von Kempelen, Sekretär am Hofe Maria Theresias, einen Apparat, der einen Menschen im Schachspiel besiegen würde. Doch die als sensationell empfundene Demonstration von "künstlicher Intelligenz" war nichts als Täuschung: Im Schrank unter dem Schachbrett, dem Gegner wie den Zuschauern verborgen, saß ein leibhaftiger Spieler. Mit Hilfe eines Pantographen steuerte er den Zugarm der am Tisch sitzenden Puppe. Zwei Jahrhunderte später aber geschah es wirklich: 1997 zwang der superschnelle IBM-Computer "Deep Blue" seinen Gegner, den russischen Schachweltmeister Garri Kasparow, zur Aufgabe.

In einer rechnerischen Disziplin wie dem Schachspiel hatte sich die "Intelligenz" des Computers der geistigen Kapazität des Menschen erstmals als überlegen erwiesen. Aber würde die Maschine dem menschlichen Gehirn auch auf anderen Feldern ebenbürtig sein? Wird sich unser Gehirn mit seinem ungeheuer verästelten neuronalen Netz irgendwann nachbauen lassen? Was ist dran an Künstlicher Intelligenz? An der Lernfähigkeit, ja der Kreativität von Robotern? Robotern, die mitdenken, eigenständig agieren, sogar mitfühlen können.

Immerhin gelingt es den Maschinen schon, Sinnesleistungen des Menschen verblüffend zu imitieren: Tasten, Hören, Sehen, Schmecken, Riechen – auch, zwar nur rein mechanisch, Gefühle auszudrücken. Computer verstehen (und reagieren) auf Sprache, können auch selber sprechen. So wie FränKi, die elektronische Kino-Auskunftei im Großraum Nürnberg: "Wo läuft denn heute der neue Star Wars?" Schon kommt die flüssig gesprochene Antwort: "Im Cine Star Erlangen um achtzehn Uhr." Der Rechner versteht nicht, was er da sagt, doch gibt er richtig und "logisch" wieder, was man ihm eingetrichtert hat.

Ein fleißiger Befehlsempfänger, aber kein Chef

Roboter greifen Gegenstände, saugen Teppiche, mähen Rasen, schenken Getränke ein, kriechen, gehen, steigen Treppen – wie Asimo, der "Honda sapiens", der sich, ein wenig ungelenk noch, auf zwei Beinen bewegt wie der Mensch. So erstaunlich die Leistungen dieser Roboter anmuten, sie gründen auf dem Wissen des Menschen, das dem Schaltzentrum der Maschine eingegeben wurde. Mit hoher Präzision führt sie Befehle aus, verarbeitet Datenberge in schier unglaublicher Geschwindigkeit. Doch handelt sie algorythmisch, nach mathematischen Gesetzen, eben ohne Einblick und ohne Erfahrung.

Seit den 1980er Jahren arbeiten Forscher an Denkmaschinen, die eher dem biologischen System des menschlichen Gehirns entsprechen, wahrnehmungs- und lernfähig sind. Die amerikanischen Wissenschaftler Hans Moravec und Ray Kurzweil erwarten, dass Computer um das Jahr 2040 einen sich menschlicher Intelligenz annähernden Stand und so etwas wie eigenes Bewusstsein entwickelt haben werden. Moravec sagt für Mitte des 21. Jahrhunderts sogar eine "genetische Wachablösung" durch "superintelligente Roboter" voraus. Marvin Minsky vom Massachusetts Institute of Technology in Boston sieht den Menschen am Ende gar entmündigt: Wir könnten froh sein, wenn uns die intelligenten Roboter dann noch "als ihre Haustiere akzeptieren".

Hirnforscher wie Wolf Singer vom Frankfurter Max Planck Institut und Andreas K. Engel vom Forschungszentrum Jülich meinen indes, Intelligenz lasse sich nicht auf pure Rechnerleistung reduzieren. Der kalifornische Philosoph John Searle schreibt, wirklich intelligente Bewusstseinsprozesse, wie sie im Menschen, zum Teil auch im Tier ablaufen, blieben selbst dem leistungsfähigsten Computer verborgen. Und der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth glaubt, Bewusstsein als ein unfassbar komplexer Zustand sei nicht einmal annäherungsweise nachbaubar. "Was machen wir also, wenn uns ein zukünftiger PC mit leidender Stimme mitteilt: 'Ich bin einsam, leiste mir bitte Gesellschaft'?. Sofern das Bewusstsein nur simuliert ist und wir gerade anderweitig beschäftigt sind, schalten wir ihn am besten einfach aus."

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Zum Foto: Der Schachtürke, ein vermeintlich intelligenter Maschinenmensch, mit dem der kaiserliche Hofsekretär Wolfgang von Kempelen alle Welt "türkte". (detailgetreuer Nachbau)

Museumstipp: Von der Keilschrift zum Computer. Das Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn, größtes Computermuseum der Welt, führt mit rund 6 000 Exponaten durch die Geschichte der Informationstechnik.
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Autor: Günther Dressler

 
Unterhaltsamer Nachmittag für Senioren in der Rheinstrandhalle Daxlanden
Karlsruhe. Der Bürgerverein Daxlanden und das städtische Seniorenbüro Karlsruhe veranstalten am Samstag, 25. September, einen unterhaltsamen Nachmittag für alle Junggebliebenen in der Rheinstrandhalle Daxlanden. Die Gäste erwartet bei freiem Eintritt ab 14.30 Uhr ein buntes Programm mit Musik, Tanz und Gymnastik, bei dem sie zuschauen oder auch gerne selbst mitmachen können. Neben den Harmonika-Senioren Daxlanden treten auch der Rock’n’Roll Club „Golden Fifties“, der Gesangsverein Liederkranz, die Senioren-Tanzgruppe von Dzidra Lämmel, die Musik-AG der Grund- und Hauptschule Daxlanden und eine Gehörlosen Tanzgruppe auf.

Für das leibliche Wohl der Gäste sorgt der Fußballverein Daxlanden. Seniorinnen und Senioren, die Grundsicherungsleistungen der Stadt Karlsruhe beziehen, erhalten kostenlos Kaffee und Kuchen. Gutscheine hierfür können bis Freitag, 24. September, gegen einen entsprechenden Nachweis im städtischen Seniorenbüro in der Markgrafenstraße 14 oder am 25. September eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung in der Rheinstrandhalle bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Seniorenbüros abgeholt werden. Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer werden gebeten, sich aus organisatorischen Gründen unter der Telefonnummer 0721/1 33-50 86 zu melden.

Die Rheinstrandhalle ist mit der Stadtbahnlinie S2, Straßenbahnhaltestelle Thomas-Mann-Straße, zu erreichen.
 
 

 
Buchtipp: Wolfgang Michal "Einsame Klasse"
Warum Männer nicht altern

Mit Sachverstand und Selbstironie klärt Wolfgang Michal darüber auf, wie Männer mit dem Älterwerden umgehen. Er berichtet von Männlichkeitskrisen und biologischem Verschleiß, von Rosenkriegen und Väterängsten, von wachsender Intoleranz und beruflichen Sackgassen. Und er beschreibt, wie ein geordneter Rückzug aus diesem Schlamassel aussehen könnte.

dtv 2010, 208 Seiten, EUR 8,90 / sFR 14,90
ISBN 978-3-423-34619-1
 
 

 
Der Baumeister des Königs
Er war ein Zugewanderter und hat sich in Sachsen mit prächtigen Bauten verewigt

- Ein Bericht als Reisetipp von unserem Leser Günther Dressler -

Wohlhabend waren sie einst gewesen, die Pöppelmanns im westfälischen Herford; jetzt, nach dem 30jährigen Krieg, war ihnen nur ein kleiner Laden geblieben. Sohn Matthäus Daniel sah sein Glück anderswo. Mit 18 Jahren und ein wenig Geld im Beutel sagte er im Jahr 1680 seiner Familie Lebewohl und reiste nach Dresden. Dort werde kräftig gebaut, war zu hören, und Bauen, die Architektur, war Pöppelmanns Lebenstraum. Das Dresdner Oberbauamt stellte ihn ein – als unbezahlte Hilfskraft. Der Anlernling aus Westfalen hielt Augen und Ohren offen, diente sich hoch und wurde sechs Jahre später zum Baukondukteur befördert.

Doch sein Salär reichte vorne und hinten nicht. Er brauchte ein zweites Standbein – besorgt sich die Lizenz, Bier und Wein auszuschenken. Im Oberbauamt ist er hauptsächlich mit Abbruchprojekten und Kostenkontrolle beschäftigt, Aufgaben, die ihn nur mäßig reizen. Pöppelmann, bald Vater von sieben Kindern, leiht sich Geld, entwirft ansehnliche Privathäuser und verkauft sie mit Gewinn. So lässt sich die Haushaltskasse aufbessern. Nur der erstrebte Aufstieg im Oberbauamt, der bleibt ihm versagt.

Es kam das Jahr 1705. Pöppelmann, 43 Jahre alt und 25 Jahre in Diensten der sächsischen Baubehörde, wird zu seinem obersten Dienstherrn ins Residenzschloss bestellt. Friedrich August I. (der Starke), Kurfürst von Sachsen und König von Polen, mustert ihn: „Er soll ein tüchtiger Mann sein, wir wollen ihn zum Landbaumeister befördern. Unser Schloss ist zu klein geworden, wir brauchen ein neues. Traut er sich einen großen Entwurf zu?“ Pöppelmann verbirgt seine Freude, gibt sich gelassen: „Gewähren Sie mir freie Hand, Majestät, und ein wenig Zeit.“

Statt in Holz aus Elbsandstein

Als Friedrich August I. 1694 die Regentschaft übernahm, war Dresdens Stadtbild noch von Holzarchitektur geprägt. Auf seinen Lust- und Bildungsreisen in europäische Metropolen hatte der Kurprinz die großartigen Bauwerke der Fürsten und Könige bewundert. Da wollte er mithalten können, wollte in Stein bauen, seine Residenz nach besten französischen und italienischen Vorbildern gestalten, ja diese noch übertreffen. Einen sinnesverwandten, zupackenden Schöngeist, den brauchte er jetzt. Der Kurfürst bewilligt 1000 Taler und schickt seinen Baumeister zu Studien nach Prag, Wien, Florenz, Rom, Paris. Pöppelmann nimmt in sich auf, was die Großen seiner Zunft hervorgebracht haben, skizziert, wo er geht und steht, stürzt sich, nach Dresden zurückgekehrt, in die Arbeit. Der Kurfürst gönnt ihm keine Pause, lädt ihm den Zeichentisch voll: das neue Schloss, die Orangerie, ein Palais für August Friedrichs neue Mätresse . . .

Kurfürstin Christiane Eberhardine, Friedrich August dem Ersten rechtmäßig angetraut, hat ihren Gemahl mit einflussreichen Geliebten teilen müssen. Einen besonderen Rang nimmt Anna Constantia von Hoym ein, spätere Gräfin von Cosel. Im August 1705 bezieht sie ein Haus auf dem Taschenberg. Friedrich August hat ihr ein luxuriöses Palais versprochen. Pöppelmann ist gefordert wie nie, bringt Begabung und Wissen ein beim Entwurf eines hochherrschaftlichen Stadtpalais gleich neben dem Schloss: „des Coselischen Hauses, und wer hereinkam, der glaubte, ein Zauberwerk vor Augen zu haben.“

Ein Sommernachtstraum à la Versailles

Doch Friedrich August, dem zur Maßlosigkeit neigenden Visionär, schwebt weit Größeres vor, und Pöppelmann gibt Denkanstöße, an denen sich beide berauschen: ein weiträumiger höfischer Turnierplatz mit Lustgarten, gesäumt von einem bis zur Elbe reichenden Ensemble von Gebäuden, Kolonnaden, Terrassen, Skulpturen und Wasserspielen – Glanz und Machtfülle der wettinischen Dynastie in Architektur und Kunst gefasst. Ausgeführt in Elbsandstein, dem urheimischen Material, das sich kostengünstig auf der Elbe heranschaffen lässt. Von 1711 an arbeiten Pöppelmann und der Bildhauer Balthasar Permoser an dem Mammutprojekt, das alles bis dahin Gebaute hinter sich lassen sollte: am Dresdner Zwinger.

Und der Kurfürst drängt. Der Zwinger ist ausersehen als Festplatz für die Feierlichkeiten zur Hochzeit des Sohnes und Thronfolgers, Friedrich August II., mit der habsburgischen Kaisertochter Maria Josepha. 1719 ist es soweit. Vier Wochen lang wird in prunkvoller Umgebung gefeiert. Danach ist die Staatskasse leer. Aber Dresden besitzt nun Barock-Baukunst von europäischem Rang: den Zwinger, Pöppelmanns Hauptwerk.

Der Kurfürst lässt seinen Architekten nicht ruhen. Sein Blick ist jetzt nach Pillnitz gerichtet, zehn Kilometer elbaufwärts. Die Vorgeschichte: Friedrich Augusts Mätresse, die Gräfin Cosel, war in Ungnade gefallen. Sie musste Dresden verlassen, man wies ihr Gut Pillnitz als ständigen Aufenthaltsort zu. Es kam zum Zerwürfnis, das ins Politische mündete. Die Gräfin wurde gefangengesetzt und, bis an ihr Lebensende, auf die Burg Stolpen verbannt. Im verwaisten Pillnitz, in traumhafter Lage zwischen Elbe und Weinbergen, mit weichem, fast südländischem Licht, wünscht sich Friedrich August ein Lustschloss. Pöppelmann zeichnet die Pläne für zwei fast identische Bauwerke, elbseitig das dem Stil venezianischer Paläste verwandte Wasserpalais, ihm spiegelbildlich gegenüber das Bergpalais. Zur Gartenseite beide Bauten mit Stilzitaten palladinischer Villen. Von 1720 bis 1724 wird das viel bewunderte Ensemble errichtet.

August dem Starken galt nur das königliche Format

Der Kurfürst und König liebte den alles überragenden Auftritt, und Pöppelmann ging ihm dabei zur Hand. Als sich Friedrich August auf den Wettstreit mit den Kurfürsten der Pfalz einlässt, wer das imposantere Weinfass besitze, zimmern seine Sachsen auf der Festung Königstein ein 238000-Liter-Fass, und Pöppelmann entwirft die Schmuckarchitektur drum herum. Und als Friedrich August beschließt, seine zwanzigtausend Gäste beim Zeithainer Lustlager im Jahre 1730 mit einem 36 Zentner schweren Dresdner Stollen zu beköstigen, konstruiert sein Baumeister Pöppelmann den Ofen für das alle Formen sprengende Backwerk.

Wer sich auf Pöppelmanns Spuren begibt, bekommt viel Schönes zu sehen: den Zwinger, Japanisches Palais und Dreikönigskirche in Dresden-Neustadt, die Pillnitzer Palais, dann aber auch die Schlösser Großsedlitz und Gradlitz, Stift Joachimsstein, das Jagdschloss Moritzburg. Das Dresdner Residenzschloss hingegen, dessentwegen ihn der Kurfürst aus der Anonymität seines Bauamt-Daseins gehoben hatte, hat Pöppelmann nur im Kopf und in einem Berg von Plänen erneuern können. Die Ausführung blieb ihm versagt, einem Dienstherrn fehlte schließlich das Geld.

Matthäus Daniel Pöppelmann starb am 17. Januar 1736 in seinem Haus in der Dresdner Schlossgasse. Der Baumeister des Königs wurde in der Gruft der Matthäuskirche beigesetzt. Die Nachwelt rühmt Pöppelmann als Barockarchitekten von europäischem Rang. Wie er ausgesehen hat, ist uns nur mit der Fotografie eines Medaillon-Bildnisses überliefert, das 1945 im Stadtmuseum verbrannte. Es zeigt einen Mann von etwa fünfzig Jahren mit Perücke und weißem Halstuch. Die Gesichtszüge sanft, der Blick in die Ferne gerichtet. Das Porträt eines Ästheten und Künstlers.

REISETIPPS von Günther Dressler:
Bahn-Anreise: ICE bis Dresden-Neustadt Hbf oder Dresden Hbf
Unterkunft: Schloss-Hotel Pillnitz (4 Sterne); Jahres-Special „Vier für Drei“ (vier Übernachtungen mit opulentem Frühstück, drei bezahlen), 187,50 € p. P. im Doppelzimmer
www.schlosshotel-pillnitz.de
Shuttle-Taxi vom Bahnhof zum Hotel: 22 €,
Straßenbahn/Bus vom Bahnhof nach Pillnitz, Tagesticket 5 €
Ausflüge: nach Dresden Zentrum mit Straßenbahn/Bus oder ins Elbsandsteingebirge mit S-Bahn, Familienticket 7 € (gültig für alle Verkehrsmittel des Verbundes Oberelbe) oder mit Raddampfer, Ziele und Preise siehe www.saechsische-dampfschiffahrt.de
Unbedingt besuchen: Zwinger mit Gemäldegalerie Alte Meister (Sixtinische Madonna) und Porzellansammlung, Grünes Gewölbe im Residenzschloss, Wasser- und Bergpalais Schloss Pillnitz (Kunstgewerbemuseum)
www.dresden-tourist.de
www.saechsische-schweiz.de


Zum obigen Bild:
Schloss Pillnitz an der Elbe, Bergpalais, erbaut 1722–1724 nach Plänen von Daniel Matthäus Pöppelmann (heute Kunstgewerbemuseum) - Foto: Günther Dressler
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Autor: Günther Dressler

 
Apples iPad im Senioren-Test
„Und um das Ding haben die sich gekloppt?“

Wegen seiner einfachen Bedienbarkeit wird das iPad auch als Einstiegscomputer für ältere Menschen empfohlen. Ist es wirklich ein „Rentner-Rechner“ und ein „prima Geschenk für die Oma“? FAZ.NET hat Senioren ein iPad testen lassen.
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