Medizinische Dinge und ihr Einfluss auf die Welt
Das „Ding an sich“ ist stumm. Ob Aderlass-Schnepper, Augenspiegel
oder Defibrillator: Überlieferte medizinische Gegenstände
– eingestaubt im Keller, sorgfältig verwahrt im
Depot oder in Museumsvitrinen ausgestellt – zeigen sich und
sagen nichts. Erst auf Nachfrage haben sie etwas zu erzählen.
Der blank gewetzte Holzgriff eines chirurgischen Instruments
oder die trübe Flüssigkeit eines Serum-Fläschchens:
Ein Medizinisches Objekt ist vergegenständlichte Geschichte,
die sich in das Material eingegraben und ihre Spuren hinterlassen
hat. Wie bringen wir diese stummen Dinge zum Sprechen?
Mit welchen Kunstgriffen lassen sich ihnen Geschichten
entlocken? Und in welcher Weise können wir die im Objekt
geronnenen und überlieferten Handlungszusammenhänge
und Gebrauchsweisen rekonstruieren?
Die Ringvorlesung Objekt-Geschichte(n) wird gemeinsam
veranstaltet vom Institut für Geschichte der Medizin und
dem Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité. Die
Referentinnen und Referenten werden sehr unterschiedliche
Antworten auf vergessene Praktiken geben, aber auch
Routinen oder exzeptionelle Verwendungen medizinischer
Gegenstände rekonstruieren. Eine vergangene, in das Objekt
eingeschlossene Welt wird wieder lebendig. Die Frage
nach dem Artefakt lenkt den Blick auch auf das Gemachte,
auf jene Menschen, Räume und Institutionen, Vorstellungen
und Hoffnungen, die sich in und mit diesen Gegenständen
verwirklicht haben. Ob Krankenakten oder Traummaschinen:
Die sehr unterschiedlichen Objekt-Geschichte(n) wollen
Entwicklungen in der Medizin auf eine neue Art spannend
und anschaulich ausleuchten und damit unseren modernen
Umgang mit Körper und Geist, Gesundheit und Krankheit,
Heilung und Heilkunst begreiflich und begreifbar werden
lassen.
Dienstag, 25. Oktober 2011
PD Dr. Marion Maria Ruisinger, Ingolstadt
Prof. Dr. Thomas Schnalke, Berlin
Stein um Stein. Zur Erforschung
medizinhistorischer Objekte
Dienstag, 22. November 2011
Prof. Dr. Philip van der Eijk, Berlin
Der menschliche Körper als Objekt der künstlichen
Nachahmung und semiotischen Berührung
Dienstag, 13. Dezember 2011
Dr. Rainer Herrn, Berlin
Eros im Museum. Die sexualwissenschaftliche
Sammlung Magnus Hirschfelds (1868-1935)
Dienstag, 10. Januar 2012
Dr. des. Antje Zare, Hamburg
Moulagen. „Naturgetreue Objekte“ im Spannungsfeld
von Wissenschaft und Präsentation
Dienstag, 14. Februar 2012
Roland Helms M.A., Berlin
Dr. Wladimir Velminski, Zürich
Elektrotraum. Eine Maschine zum Einschlafen
Dienstag, 17. April 2012
Udo Andraschke M.A., Erlangen
Blickwechsel. Zur Geschichte des
Erlanger Kleeblattschädels
Dienstag, 15. Mai 2012
Prof. Dr. Anke te Heesen, Berlin
Zu einer Wissensgeschichte des Objekts
Dienstag, 12. Juni 2012
Prof. Dr. Volker Hess, Berlin
Nur ein geduldiges Stück Papier?
Krankenakten als Objekte historischer Forschung
Die Veranstaltung richtet sich an alle an medizinhistorischen
Themen interessierten Personen und wird gemeinsam vom
Institut für Geschichte der Medizin und dem Berliner Medizinhistorischen
Museum der Charité durchgeführt.
Die Vorträge beginnen jeweils um 17.30 Uhr.
Einlass und Begrüßung ab 17.00 Uhr in der Hörsaalruine des
Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité.
Der Eintritt ist frei.
Bei der Ärztekammer Berlin ist die Zertifizierung als
Fortbildungsveranstaltung beantragt. |