Giftschuhe aus der chemischen Trickkiste
Gummistiefel sollte man nur im Notfall anziehen. Das ist die Empfehlung des ÖKO-TEST-Magazins, das für die aktuelle November-Ausgabe 16 Modelle ins Labor geschickt hat. Die Schuhe sind oft sehr stark mit Weichmachern und anderen Schadstoffen belastet. Zwei überschreiten sogar die neuen EU-Grenzwerte für PAK, die ab Ende Dezember gelten. Selbst Stiefel aus Naturkautschuk fallen im Test durch.
Egal, ob die Stiefel aus China oder aus anderen Ländern wie Indonesien, Frankreich, Italien oder Portugal stammen, die Testurteile lauten für alle „ungenügend“ oder „mangelhaft“. Anscheinend sind Produkteigenschaften wie Elastizität und Wasserdichtigkeit nur zu realisieren, wenn jede Menge Chemikalien eingesetzt werden. So stecken in jedem getesteten Stiefel polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK). Manche dieser Schadstoffe, die über die Haut aufgenommen werden können, gelten als krebserzeugend oder erbgut- bzw. fortpflanzungsgefährdend. Ab dem 27. Dezember gibt es in der Europäischen Union Grenzwerte für acht dieser Stoffe. Zwei Modelle im Test dürften, kämen sie dann neu auf den Markt, nicht mehr im Regal liegen.
Neben PAK weisen manche Modelle noch Weichmacher und Ersatzweichmacher auf. Phthalat-Weichmacher stehen in Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen und wie ein Hormon zu wirken. Dazu kommt, dass Phthalate in der Umwelt kaum abgebaut werden. Aber auch giftige Farben, zinnorganische Verbindungen sowie halogen- und phosphororganische Flammschutzmittel sind ein Thema – allesamt für den Menschen gesundheitsbedenklich. Selbst Naturkautschuk-Stiefel sind keine Alternative, weil sie teilweise Nitrosamine enthalten, welche schon in den kleinsten Mengen krebsauslösend sind.
ÖKO-TEST empfiehlt daher, Gummistiefel wirklich nur im Notfall anzuziehen. Keinesfalls sollte man barfuß sein oder mit nackten Waden hineinschlüpfen, sondern möglichst viel Stoff zwischen Stiefel und Haut bringen.
Das ÖKO-TEST-Magazin November 2015 gibt es seit dem 30. Oktober 2015 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 4,50 Euro. |